Mama, schenkt mir der Weihnachtsmann wirklich eine Rute?

Teilen:

Weihnachten, das Fest der Liebe oder Stress pur? Manchmal rauben Kinder einen den letzten Nerv. Schnell rutschen Drohungen raus, wie: “Wenn Du so weiter machst, gibt’s eine Rute”. Expertin & Elterncoach erklärt, wie Ihnen das besser gelingt.

Wie Ihre Weihnachtszeit friedlich und harmonisch verläuft
Der Weihnachtszauber ist noch ganz präsent, wenn man Kinder hat. Und natürlich wünschen sich alle Eltern ein besinnliches Weihnachtsfest mit leuchtenden Kinderaugen. Leider ist die Vorweihnachtszeit eher Stress belastet als friedlich. Die Geschenke müssen besorgt und hübsch eingepackt werden, die Arbeit im Job stapelt sich und zuhause sieht es nicht anders aus. Das Corona Thema macht das alles auch nicht gerade einfacher. Nicht selten bringen die Kinder zuhause, dann das Fass zum Überlaufen. Sie hören nicht, helfen nicht im Haushalt oder bekommen aus, heiteren Himmel einen Wutanfall.
Aus lauter Verzweiflung hören Sie sich den gleichen Satz sagen, wie Ihre Eltern damals. „Das sag ich dem Weihnachtsmann! Denn nur liebe Kinder bekommen Geschenke.“ oder „Räume jetzt sofort auf, sonst gibts vom Weihnachtsmann nur eine Rute.“

Zugegeben, es ist einfacher, Befehle zu erteilen, zu mahnen und mit Angst zu arbeiten, damit die Kinder das tun, was wir von Ihnen verlangen. Der Nachteil daran ist, dass hier Ihre Kinder lernen zu funktionieren und belastende Glaubenssätze wie „Ich bin nur liebenswert, wenn ich brav/fleißig/leise bin.“. Dazu fördert das Angst machen, eher ein Vermeidungsverhalten, sowie Unsicherheit und kann zur Überangepasstheit führen. Doch Eltern wollen selbstbewusste und glückliche Kinder.

Hier anders zu handeln, fällt vielen Eltern schwer. Schließlich sind wir mit solchen Sätzen, wie „So lange Du Deine Beine unter meinem Tisch hast, machst Du, was ich sage!“ erzogen worden. Logisch, dass wir eher mit strenger Hand erziehen, als mit Verständnis.

Doch sich darüber bewusst zu werden, dass alle Menschen aus einer positiven Absicht heraus handeln und Kinder grundsätzlich gefallen und kooperieren wollen, macht es einfacher für alle Eltern. Jeder Mensch giert förmlich nach Anerkennung und Wertschätzung. Schon Kleinkinder tun alles, um den Eltern zu gefallen. Ihr Bedürfnis nach Liebe, Geborgenheit und Empathie treibt sie an. Und diese Bedürfnisse haben wir alle. Und das ist die Grundhaltung der gewaltfreien Kommunikation. Sie bietet Eltern den goldenen Mittelweg an. Schließlich brauchen Kinder Regeln und Grenzen. Doch das geht auch ohne Drohungen, Druck und Strafen („Wenn Du jetzt nicht augenblicklich herkommst, dann kannst Du den Nachmittag bei Lenni vergessen!“).

Der Königsweg lautet also, den anderen verstehen zu lernen! Die gewaltfreie Kommunikation, kurz Gfk, unterstützt Sie als Eltern, Lehrer und Erzieher dabei, eine einfühlsame Verbindung zu ihren Kindern und wieder zu sich selbst aufzubauen. Es zeigt Ihnen, wie Sie Ihren Kindern Grenzen setzen und Sie Führen. Gleichzeitig gehen Sie wieder in die Verantwortung. Heutzutage liegt diese oft bei den Kindern und überfordert sie und führt zu Wutanfällen. Manche Kinder hauen und treten.

Wie hilft die Gfk bei Wutanfällen?

  1. Sehen Sie die Not Ihrer Kinder. So viele Gefühle und noch keine Strategie, damit umzugehen. Finden Sie die Empathie in sich. Es ist wichtig, dass Sie sich nicht angegriffen fühlen. (Selbstempathie)
  2. Benennen Sie die Gefühle, die Ihr Kind gerade erlebt. „Oh je, Du bist ganz schön wütend. Dass…(der Grund für die Wut – zB. Du jetzt in die Wanne sollst, macht die echt wütend. Das sehe ich.)
  3. Sprechen Sie an, was Sie glauben, was Ihr Kind eigentlich will. („Du spielst gerade so schön und willst nicht in die Wanne.“)
  4. Überlegen Sie für Sich, was gerade Vorrang hat. (Sein Bedürfnis nach Spiel & Spaß oder Ihr Bedürfnis nach Struktur /Ablauf und Hygiene.)
    • A. Vielleicht können Sie Ihrem Kind noch 5 min. einräumen, um zu Ende zu spielen. Stellen Sie einen Wecker, der für Ihr Kind hörbar ist und sprechen Sie es vorher mit Ihrem Kind ab. („Wenn Du den Wecker hörst, dann…)
    • B. Sollte es nicht möglich sein oder Sie möchten, dass Ihr Kind sofort in die Wanne geht, dann gehen sie einfühlsam in die Führung. Zuerst begleiten Sie Ihr Kind durch die Wut. Seien Sie da. Erlauben sie das Gefühl der Wut. „Das findest Du jetzt doof. Das versteh ich.“ Vielleicht geben Sie Ihrem Kind Strategien an die Hand, die Wut „angemessen“ rauszulassen (z.B. stampfen, schreien, in ein Kissen boxen, tief atmen). Dann sagen Sie, was jetzt passiert oder gemacht wird. „Wir gehen jetzt trotzdem in die Wanne.“ Klar, Ihr Kind wird weiterhin damit nicht einverstanden sein. Bleiben Sie in Verbindung und wiederholen Sie die Einfühlung. „Findest Du jetzt blöd. Du willst weiterspielen. Versteh ich. Lass uns mal überlegen, wie wir das Spielen mit in die Wanne nehmen können.“ Kurz abwarten. Oft haben die Kinder sehr kreative Ideen. Ansonsten kommen sie mit Vorschlägen (Puppe waschen, Auto mitnehmen, Flieger zur Wanne).

 
Und schon sitzt Ihr Kind in der Wanne. Wichtig ist, dass Eltern immer das WAS bestimmen und das WIE dürfen die Kinder altersentsprechend mitgestalten.

Ist Ihnen z.B. wichtig, dass Ihr Kind der Oma „Danke für das Geschenk“ sagt, dann gehen Sie mit gutem Beispiel voran. Bedanke Sie sich in Namen Ihres Kindes und haben Sie Spaß dabei, denn sie erfüllen sich gerade selbst ein Bedürfnis. Vertrauen Sie darauf, dass Ihr Kind es Ihnen gleichtut. Und wenn nicht dieses Weihnachten, dann das Nächste.

Weihnachtliche Grüße
Ihre Susann Schmeißer

Teilen:
Warenkorb
  • Keine Artikel im Warenkorb.