Erziehen ohne Schreien und Machtkämpfe – Teil 4 Die Bitte statt eine Forderung „Du musst, sonst…!“

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Kinder haben manchmal heftige Gefühlsausbrüche oder starke Auseinandersetzungen mit den Geschwistern die den Eltern die letzten Nerven rauben. Wir wünschen uns dann Ruhe oder das sie endlich aufhören zu streiten. Die GfK vertritt hierbei den Ansatz, dass alle Menschen gerne der Gemeinschaft/ Familie beitragen, solange sie es freiwillig tun dürfen. Und das jeder, immer aus guten Grund handelt. Kein Kind möchte seine Eltern auf die Palme treiben. Nur manchmal passiert genau das, wenn die eigenen Bedürfnisse nicht verstanden werden.

MIT DIESEM ARTIKEL UNTERSTÜTZE ICH SIE, IHR KIND BESSER ZU VERSTEHEN UND GEFÜHLE EMPATHISCH ZU BEGLEITEN UND KONKRET ZU KOMMUNIZIEREN. DENN KINDER BRAUCHEN KLARHEIT UND FÜHRUNG.

Damit schließe ich an die GfK für Eltern an. Lesen Sie dazu auch Teil I “Beobachten statt Bewerten“, Teil II “Die Gefühle” und Teil III “Die Bedürfnisse“.

Im vierten Schritt der Gfk geht es um die Bitte. Sie unterstützt Eltern klar zu sagen, was sie von Ihrem Kind erwarten. Statt eine negative Aussage, die sagt, was sie nicht machen sollen wie: „Du sollst hier nicht rennen!“ lieber eine Aussage, die konkret, umsetzbar und positiv formuliert ist, z.B.: „Lauf hier im Flur langsam.“

Es ist wichtig den Unterschied zwischen einer Bitte und einer Forderung zu verstehen.

Forderung: Was passierte in Dir/ im Kind? Es kann zu Widerstand kommen oder es wird kooperiert. Nur ist oft am Ende des Tages keine Kooperationsfähigkeit mehr da, weil Kinder wie auch Eltern sich schon den ganzen Tag anpassen!

Bitte: Freiraum „Nein“ zu sagen ohne dass die Beziehung bricht.
Eine Bitte ist verhandlungsfähig. Es ist ein erster Vorschlag oder eine Anfrage, die sich verändern kann. Ein Nein ist nicht das Ende des Gespräches. Es ist ein „Ja, zu etwas anderem Bedürfnis.“ oder noch ein Impuls nötig.
Die Bitte
1. an eine bestimmte Person
2. zeitlich genau
3. so konkret wie möglich
4. positiv formuliert
5. realisierbar
6. sie lässt die Wahl: „Bist du damit einverstanden,..“ statt: „Ich will, dass du..!“

Darüber hinaus, gibt es zwei Arten von Bitten:

  • solche, die auf die Beziehung mit dem anderen abzielen (90%)
  • und solche, die auf eine Handlung abzielen (10% der Fälle)

 
KRITERIEN EINER GFK BITTE
1. EIN POSITIVE HANDLUNGSSPRACHE
Sprich aus, was Du möchtest, anstatt was Du nicht möchtest Bsp: Statt: “Bitte hör auf so rumzuschreien!”, könntest Du sagen “Max, könntest du bitte leise mit mir reden? Ich steh direkt neben Dir.”)

2. BESCHREIBE KONKRETES, BEOBACHTBARES VERHALTEN
anstatt “Bitte liebe mich” sage besser was Du genau als Zeichen von Liebe verstehst: “Bitte lass uns morgen Abend mal zu zweit essen gehen, damit wir Zeit füreinander haben”.

3. DRÜCKE DICH PRÄZISE UND EXAKT AUS
“Ich würde gern mit den Kinder um 16 Uhr losgehen” anstatt “Ich würde gerne früh los gehen”.

4. IM HIER UND JETZT ERFÜLLBAR
“Wäre es ok für Dich, neues Wasser mitzubringen, wenn Du aus der Küche kommst?”

Soviel erstmal zu den Fakten. Wenn Sie Kinder dazu bringen wollen, auf Sie zu hören, ist es wichtig, Ihre Beweggründe mit anzubringen. Also ihr eigenes Bedürfnis. Dazu brauchen Sie einen Wortschatz bezüglich der Bedürfnisse, wie: Ruhe, Autonomie, Authentizität, Nähe, Verbindung, Rückzug, verstanden werden, uvm.

In der Elternschaft gibt es noch eine wichtige Ausnahme. Die Führung.

Da sie als Elternteil die Verantwortung für Ihr Kind tragen, ist es manchmal notwendig, Entscheidungen zu treffen, die ihr Kind nicht gutheißt und dann lauthals protestiert.

Mit einer Bitte, jetzt doch leise zu reden, weil Sie Ruhe brauchen, wird selten zum Erfolg führen. Das ist verständlich, wenn Sie die Perspektive des Kindes verstehen. Sie stellen Ihr Bedürfnis zum Wohle des Kindes (z.B. Schlafen gehen) über das Bedürfnis des Kindes, welches vielleicht noch spielen oder fernsehen möchte. Diese Frustration darf sein. Diese können Sie dann empathisch begleiten. „Das findest Du jetzt richtig doof. Du willst nicht ins Bett. Und überhaupt bist Du noch gar nicht müde.“ So fühlt sich ihr Kind verstanden und wird sich beruhigen.

Bringen Sie nun ihr Bedürfnis mit ins Spiel: „Ich bin Deine Mom und für Deine Gesundheit verantwortlich und deshalb geht es ins Bett. Schlaf ist wichtig.“ Kein Kind wird jetzt verständnisvoll einlenken. Sie bleiben ruhig und starten von vorn: „Du willst spielen. Das habe ich verstanden. Mir ist Dein Schlaf und Deine Gesundheit wichtig. Was machen wir jetzt?“ Kurz abwarten.

Mit dieser Strategie erfüllen Sie das Bedürfnis des Kindes nach Autonomie. Es darf mitentscheiden. Sie haben jedoch das letzte Wort. Hier ist auch Raum für Kompromisse. Dabei geben Sie nicht klein bei, sondern bewegen ihr Kind dazu, freiwillig ihrem Wunsch nachzukommen. Und ist es nicht das, was wir wollen? (Oder doch blinder Gehorsam?!) „Hast Du eine Idee?“ Wenn nichts kommt dann sagen, dass Sie eine haben und fragen, ob ihr Kind diese hören möchte. Und nun ist ihre Kreativität gefragt. Eine Möglichkeit könnte sein „Du willst spielen, ich möchte, dass Du ins Bett gehst. Richtig? Was hältst Du davon, Deine Schlafsachen anzuziehen, Zähne zu putzen und im Bett spielen wir noch 5 Minuten.“ Oder jetzt darf Ihr Kind noch 5 Minuten spielen, Sie stellen den Timer und dann geht es gemeinsam Richtung Bett.

Einen emphatischen Gruß
Ihre Susann Schmeißer

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