Erziehen ohne Schreien und Machtkämpfe – Teil 3 Die Bedürfnisse

Teilen:

Wer kennt es nicht? Das Brot falsch geschnitten, die falsche Hose und die Milch ist 3 Grad zu warm und schon wird ihr Kind von seinen Gefühlen überwältigt. Große Krokodilstränen fließen die Wange herunter. Es wird sich in der hintersten Ecke vom Kinderzimmer versteckt. Ihre Nerven liegen blank. Sie haben alles versucht. Was ist nur los? Was können Sie tun?

MIT DIESEM ARTIKEL UNTERSTÜTZE ICH SIE, IHR KIND BESSER ZU VERSTEHEN UND GEFÜHLE EMPATHISCH ZU BEGLEITEN.

Damit schließe ich an die GfK für Eltern an. Lesen Sie
dazu auch Teil I “Beobachten statt Bewerten” und Teil II “Die Gefühle“.

Ich möchte Sie dabei unterstützen ihr Kind besser zu verstehen, um es in der Heftigkeit seiner Gefühle zu begleiten ohne es als Machtkampf zu empfinden oder selbst die Nerven zu verlieren.

Im dritten Teil geht es um Bedürfnisse.

Sie geben uns Aufschluss darüber, was fehlt oder was erfüllt ist. Sie lösen die Gefühle aus. Ein Beispiel: Maria macht ihrem 3- jährigen Sohn Tom die Zahnpasta auf die Zahnbürste. Tom schreit: „Nein!“ und rennt aus dem Bad. Maria läuft hinterher und sagt vorwurfsvoll: „Wir putzen jeden Morgen die Zähne! Was soll das?“

      1. Es geht hier nicht um das Zähneputzen, sondern um Autonomie. Tom ist in seiner Welt schon groß. Schließlich kommt er im Kindergarten bald in die Froschgruppe und ist keine Kaulquappe mehr. Er will die Zahnpaste alleine auf die Zahnbürste machen und alleine putzen.
      2. Mit der Frage „Was soll das?“ ist Tom überfordert. Auch Fragen wie „Warum machst Du das?“ sind nicht zielführend. Könnte das Tom ansprechen, würde er sagen: „Weißt Du Mama, ich bin jetzt schon so alt, dass ich das alleine kann. Vertrau mir nur, ich schaff das. Bleib aber bitte bei mir. Ich möchte auch, dass Du es mit stolzen Augen beobachtest.“

Dieser Artikel soll Ihnen dabei helfen, die Bedürfnisse hinter dem Verhalten Ihres Kindes zu verstehen. Denn Ihr Kind wird es nicht benennen können. Es wird ein Ratespiel. Sie dürfen empathisch fragen und die Reaktionen Ihres Kindes genau beobachten. Liegen Sie richtig, kehrt schnell Ruhe ein, denn es fühlt sich dann sofort verstanden und gesehen. Besonders dann, wenn es spürt, dass die Gefühle und Reaktionen da sein dürfen und Sie nicht mit Wut reagieren.
Wie kann Ihnen das gelingen?

Zuerst benötigen Sie den entsprechenden Wortschatz. Wir lernen schon als Kind eine Sprache, die die Verantwortung für unsere eigenen Gefühle auf andere abwälzt. Wir wurden erzogen, dass andere Schuld sind, wie wir uns fühlen. Bsp: Ich bin sauer, weil Du zu spät kommst. In der Gfk sehen wir das etwas anderes. Bsp: Ich bin frustriert, weil mir Zuverlässigkeit wichtig ist. Könntest Du das nächste Mal anrufen und sagen, dass Du später kommst. Unterschied ist in der GfK die Haltung. Ich bin für meine Gefühle verantwortlich. Damit behält jeder die Macht über seine Gefühle und wird nicht zum Opfer. Schließlich können wir unser Gegenüber nicht ändern. Mit dieser Äußerung bleib ich auch ganz bei mir und machte dem Anderen keinen Vorwurf, so dass dieser sich weder angegriffen noch schuldig fühlt.

Es gibt viele Bedürfnisse: Von Aufmerksamkeit über Geborgenheit bis hin zur Zugehörigkeit. Im Internet finden Sie viele Listen dazu. Speziell für Familien habe ich eine kleine Übersicht erstellt, die gern mit Ihren Kindern erweitert werden kann. Download

Wenn Sie empathisch erfragen, was gerade nicht erfüllt ist, achten Sie auf eine einfache kindgerechte Formulierung. Nehmen wir das Beispiel der Autonomie, dass könnte dann so klingen:
„Ist Dir wichtig, dass …
… Du alleine bestimmen kannst, …?
… ich mir anhöre, was Du möchtest?
… Du alleine entscheiden kannst, was jetzt passiert? … du gefragt wirst?“

Oder bei Bedürfnissen wie Freude & Spaß
„Ist Dir gerade wichtig, dass…
… Du noch etwas spielen kannst? … wir noch weiter Spaß haben?“

Oder dem Feiern (laut sein)
„Du möchtest zeigen, wie glücklich Du dich fühlst?“

Hierbei gehen Sie auf die Bedürfnisse ihres Kindes ein, gleichzeitig dürfen auch Ihre Bedürfnisse gesehen und erfüllt werden. GfK meint nämlich nicht, dass es ausschließlich um Ihr Kind geht.

Mal angenommen ihr Kind quietscht vor Glück und steigert sich in Höhe und Lautstärke. Sie allerdings sind genervt und wollen Ruhe. „Wow, Du hast gerade richtig Spaß und willst zeigen, wie glücklich Du bist, richtig? Gleichzeit ist Mama Ruhe wichtig. Mir tut schon das Ohr weh. Könntest Du etwas leiser sein?“

Auch ein „Nein“ ist vollkommen in Ordnung. Hier sorgen Sie selbst gut für sich. „Ok mein Schatz, dann setzt sich Mama dort auf die Bank. Ich bin da und pass auf Dich auf. Ich schütze nur meine Ohren. Wenn Du fertig mit Quietschen bist, komme ich wieder zu Dir.“

Es ist wie mit dem lernen einer neuen Sprache. Zuerst benötigen Sie die Vokabeln und dann die Technik und Geduld sowie Übung. Schauen Sie doch mal in Ihrer Stadt nach Übungsgruppen für die Gewaltfreie Kommunikation oder nach einem Podcast.

Einen emphatischen Gruß
Susann Schmeißer

Teilen:
Warenkorb
  • Keine Artikel im Warenkorb.