Wenn die Wut kommt

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Wir alle kennen das. Das überschäumende Gefühl der Wut. Sie kommt oft in geballter Form, bei Groß und Klein. Wir Erwachsenen haben unsere ganz eigenen Strategien gefunden, um mit dieser Emotion umzugehen. Mal gut, mal weniger gut. Doch unserer Kinder haben das nicht. Noch nicht. Sie werden regelrecht überflutet von dieser Emotion. Sie lernen erst in den ersten Jahren, was das überhaupt für eine Emotion ist und im besten Fall, wie es dann damit umgehen kann. Und das liebe Eltern, lernt es von Ihnen. Aus diesem Grund freue ich mich, dass Sie jetzt diesen Artikel lesen, um zu erfahren wie Sie Ihrem Kind helfen können, besser mit Wut umzugehen.

Lassen sie uns eine kleine Reise zurück in Ihre eigene Kindheit machen. Wie war das früher bei Ihnen? Durften Sie wütend sein? War das toben und schreien ok für Ihre Eltern?

Und hier liegt der Hase im Pfeffer. Allzu oft durften wir als Kinder genau diese Emotion nicht zeigen. „Was schreist Du denn so rum! Sei sofort still!“ oder „Hörst Du auf so rumzuschreien. Was sollen denn die Nachbarn denken.“ oder ein „Ich kann es nicht mehr hören!“. Ein Drohen „Wenn Du jetzt nicht sofort aufhörst, dann…“ oder einen Klaps, waren übliche Erziehungsmethoden. Unsere Eltern hatten selbst keine Strategien gehabt und konnten es gar nicht aushalten. Deshalb wurden nicht selten zum Schweigen gezwungen oder wurden weggeschickt.

Sie möchten es gerne anders lösen?

Dafür ist es wichtig, bei sich selbst anzufangen. Sie können ihr Kind nur liebevoll durch den Wutanfall begleiten, wenn Sie selbst nicht „getriggert“ werden.
Sollten Sie merken, dass Sie es einfach nicht aushalten, können Sie sich bspw. fragen, wo das herkommt. Eine wundervolle Methode, um da einen guten Zugang zu sich selbst zu bekommen, ist die innere Kind Arbeit.
Beruhigen Sie sich zuerst selbst-eine sehr gute Methode ist die Atmung. Konzentrieren Sie sich auf ihre Atmung. Eine wertvolle Übung ist der „kleine Tod“.

  • Sie atmen 7 sec ein
  • halten den Atem für 7 sec. an
  • und atmen anschließend für 7 sec. aus
  • wiederholen das 7 x

Wenn Sie bei Ihrem Atem sind, denken Sie nicht an etwas anderes. Ein grundlegender Mechanismus der Atemtechniken besteht darin, dass über die Atmung Ihre Herzfrequenz verändert werden kann. Diese Atmung wird Ihr klopfendes Herz also wieder beruhigen. Außerdem stimuliert das Ausatmen den Parasympathikus, der für Entspannung und Loslassen sorgt. Mit dieser Gelassenheit können Sie entspannt auf Ihr Kind schauen und ganz in seine/ihrer Welt eintauchen.

Machen Sie sich klar, dass Ihr Kind nicht gegen Sie ist!
Nimm das bitte nicht persönlich. Auch wenn es Sie haut und sagt „Doofe Mama/Papa!“. Ihr Kind wird von Gefühlen überflutet. Vieles gelingt noch nicht und es ist verzweifelt. Das zeigt nur, dass es frustriert ist und Hilfe braucht.
Und bitte ignorieren Sie das „negative“ Verhalten Ihres Kindes nicht. Ich kenne diese Tipps noch von meinen Großeltern, doch das ist absoluter Schwachsinn. Zu keinem Zeitpunkt braucht es Sie mehr, als in solchen Situationen. Es kann sich nicht selbst regulieren. Es braucht Sie, um aus dieser Emotion wieder herauszukommen.

Was braucht Ihr Kind?
Zuerst einmal, dass Gefühl verstanden zu werden. Finden Sie also heraus, warum es wütend oder frustriert ist. Gehen Sie dazu auf Augenhöhe und sagen Sie vielleicht so etwas wie: „Du willst die Socken alleine anziehen und das will einfach nicht klappen. Jetzt bist Du wütend. Das versteh ich.“
Versetzen Sie sich in die Lage Ihres Kindes, vielleicht steckt noch mehr dahinter. Nicht selten ist es Traurigkeit, Angst, Verzweiflung oder Hilflosigkeit.
Und ganz wichtig, finden Sie das Bedürfnis, welches dahinter steht. Ist es Nähe, Verständnis, Spielen, Verbundenheit…

Verbinden Sie sich emotional und versuchen Sie, wenn Ihr Kind das zulässt, Körperkontakt herzustellen. Manchmal braucht es Zeit, bis die Wut aus dem Bauch ist. Wenn Sie es aushalten, dann lassen Sie es schreien oder bieten Sie Ihrem Kind an, doch mit den Füßen zu stampfen. Zeigen Sie Ihrem Kind verschiedene Methoden. Doch bitte zwingen Sie es nicht, die Gefühle auszuschalten oder zu unterdrücken. Es braucht diese Emotionen, um sich später gut abzugrenzen, sich durchzusetzen und auch mal Grenzen aufzuzeigen. Danach beruhigt es sich schnell und Ihr Kind ist bereit, wieder zu kooperieren.

Müssen Sie immer gewinnen?
Wir selbst sind groß geworden mit Strenge und Gehorsamkeit. Das zu machen, was unsere Eltern und Lehrer sagten, war wichtiger als die Bindung. Heute denken viele Eltern anders. Fragen Sie sich in solchen Momenten:

  1. wie habe ich mich als Kind gefühlt, wenn…
  2. was hätte ich mir gewünscht
  3. was passiert, wenn ich meinem Kind nachgebe
  4. was passiert bei einem Kompromiss

Ich möchte jetzt nicht sagen, dass Sie immer nachgeben sollen. Ich möchte nur beleuchten, dass es positive Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl und innere Stärke Ihres Kindes hat, wenn es spürt, dass es seine Umwelt mit gestalten kann und Einfluss hat. Das ist ein gutes Gefühl.

Liebe Grüße Ihre Susann Schmeißer

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