Teil 1 Leben mit dem Tod
»Media vita in morte sumus.« – »Mitten im Leben sind wir des Todes.« (Übertragung ins Deutsche von Martin Luther)
Heute am 22.11. ist Totensonntag und wir möchten diesen stillen Feiertag nutzen, eine Ratgeberreihe zum Thema Tod und Trauer aufzunehmen.
Als Erwachsene, das Sprichwort »Mitten im Leben sind wir des Todes.« zu verstehen oder zu akzeptieren fällt schwer. Daher versuchen wir besonders unsere Kinder vor dem Thema Tod und Trauer zu schützen.
Aber es ist wichtig, dass sich die Kinder und Jugendlichen offen, angstfrei und selbstverständlich damit beschäftigen können. Oft aber, ist man selbst unsicher und ängstlich und versucht, sich und auch das Kind, vom Thema Tod fernzuhalten. Spätestens dann, wenn ein nahestehender Mensch oder das Haustier stirbt, wird das Thema präsent.
Wolf Erlbruch beschreibt in seinem Bilderbuchs »Ente, Tod und Tulpe«, dass Kinder mit dem Tod ganz anders umgehen, »viel rationaler, […] lockerer«: »Die meisten Kinder haben ja, wenn die Erwachsenen nicht ständig diese Angst in sie hineinbringen, gar nicht so viel Angst vor dem Tod, vor dem toten Menschen oder so. Meistens sind es die Eltern, die schon von vorneherein die Kinder irgendwo versuchen fernzuhalten und die Kinder denken: Mein Gott, warum halten die mich bloß davon fern, das muss ja furchtbar sein.« (Glaubenssachen. NDR Kultur, 7.11.2010)
Die Chance, für uns als Eltern in einem sicheren Rahmen, mit genügend Zeit und Raum für Fragen und Gedanken, ein solches Thema zu besprechen, sollte man nutzen.
Beachten sollten Sie dabei, dass Kinder unter drei Jahren den Tod noch nicht begreifen, sondern ihn eher gleichbedeutend mit einer Abwesenheit auf Zeit sehen. Die Endgültigkeit wird zwar kognitiv noch nicht erfasst, aber die Kinder dennoch realisieren die mit dem Tod verbundenen Veränderungen. So kann es sein, dass sie mit Schlaf- oder Essgewohnheitsveränderungen, Angst, Wut, Frustration oder auch Warten und Suchen der verstorbenen Person bzw. Tieres reagieren.
Bei drei bis sechs Jährigen ist der Tod immer noch ein vorübergehender Zustand, allerdings entwickeln die Kinder erste Vorstellungen vom Tod, der assoziiert wird mit Dunkelheit und Bewegungslosigkeit. Die Kinder sehen den Tod immer als Tod anderer Lebewesen und nicht möglicherweise als Bezug zu sich selbst. Bei konkret erlebten Verlusten sind die Verwirrung und Verstörung oft groß und es kann zu einer Regression des Verhaltens wie z. B. wieder einnässen kommen.
Zwischen 6 und 9 Jahren erfassen die Kinder langsam die Endgültigkeit des Todes. Allerdings wird der Tod häufig personifiziert, als Bestrafung empfunden und das Begreifen fehlt weiterhin.
Erstmals werden auch Bezüge zur eigenen Person hergestellt. Die Kinder reagieren mit Verlust- und Trennungsängsten, einer Vermischung aus Realität und Phantasie sowie einem ausgeprägten Interesse und einer gewissen Faszination am Thema Tod.
Anders ist es bei den 10-14-Jährigen. Sie haben ein realistisches Todeskonzept, welches den Tod als etwas Abschließendes, Endgültiges sieht. Die Kinder beschäftigen sich mit Sinnfragen bezogen auf den Sinn des eigenen Lebens oder der Existenz eines Lebens nach dem Tod.
Bei schweren Verlusten können sogar auf die psychischen Belastungen, körperliche Reaktionen kommen, wie gastro-intestinale Erkrankungen, Schmerzen oder pseudoneurologische Anzeichen.
Mein Tipp:
Nähern Sie sich Ihrem Kind altersentsprechend frühzeitig. Es hilft Ihrem Kind Ängste und Unsicherheiten abzubauen und gibt dem Tod, einen greifbaren Rahmen.
Ihre Madlen Haß