Das Für und Wider (un)konventioneller „Behandlungen“ dieser Entwicklungsverzögerungen
ADHS und „die stille Schwester“ ADS sind in unserer heutigen Zeit für kaum jemanden noch Fremdwörter. Ob selbst betroffen, als Eltern damit konfrontiert oder ohne jegliche Berührungspunkte, diese Störungsbilder mit und ohne Hyperaktivität sind bekannt und ein verstärkt um sich greifendes Phänomen.
Und was geschieht, wenn man selbst den Verdacht hegt oder von Außen – häufig in Schule und Beruf – die Empfehlungen kommt, mal einen Diagnostiker aufzusuchen und den Verdacht zu bestätigen (oder zu entkräften)? Was kommt nach der Diagnose?
Obwohl die Vorgehensweise häufig von der Schwere der Symptome, der Einstellung des „Behandlers“ und der Haltung der Eltern/Betroffenen abhängt, besteht der herkömmliche Weg aus Verhaltenstherapie kombiniert mit weiteren Therapien, die unterschiedliche Problembereiche ansprechen, u.a. Logotherapie, Ergotherapie, Reittherapie, Elterntraining, Psychoedukation, mehr Sport, mehr Lernen, mehr Erziehungsstrategien – und am Ende der Fahnenstange schließlich die Medikation.
In der klassischen Psychotherapie baut man bei den hyperkinetischen Störungen auf die kognitive Verhaltenstherapie, die Kontingenz- oder Verstärkerprogramme einsetzt, um ungewünschtes Verhalten zu reduzieren, Konzentrationsfähigkeit und angestrebte Wege zu belohnen bzw. zu verstärken. Kombiniert wird die Therapie häufig mit Psychoedukation und Elterntraining, um das gesamte Familiensystem einzubeziehen und Eltern zu stärken.
Im Bereiche der medikamentösen Behandlung werden bei ADHS so genannte Stimulanzien eingesetzt. Und obwohl sich die Wirkweise von Methylphenidat (der Wirkstoff, der unter Produktnamen wie Ritalin, Concerta, Medikinet verkauft wird) mit „stimulierend“ eher kontraintuitiv anhört, fördern die Präparate die Aufmerksamkeit, reduzieren gleichzeitig Hyperaktivität und Impulsivität. Allerdings mit erheblichen Nebenwirkungen.
Was kann man aber stattdessen bzw. zusätzlich tun?
Um nicht nur die Symptome einer Erkrankung oder Störung zu behandeln, ist es wichtig, einen Blick auf die Wurzel der Probleme zu werfen und die betroffene Person ganzheitlich und wertschätzend zu unterstützen. Und da gibt es eine Reihe von „Stellschrauben“, an denen gedreht werden kann, um die Lebensqualität aller zu verbessern.
Ein ADHS-kompatibler Lifestyle? Was soll das sein?
Um eine komplexe Schwierigkeit wie ADHS zu verstehen und anzugehen, reicht es nicht aus, negatives Verhalten zu modulieren und ausmerzen zu wollen. Hier ist der Mensch in seiner Ganzheit zu betrachten und eine positive Stimulation aller Sinne und Bereiche vonnöten.
Allein die Umgebung, in der das Kind oder der Erwachsene lebt, kann einen entscheidenen Einfluss auf das häufig als unsozial und unpassend angesehene Verhalten haben. Mit ADHS im Gepäck bietet die Umgebung einfach immens viele Trigger. Doch mit einigen Anpassungen wie z.B. einem ablenkungsfreien Umfeld, klaren Strukturen und vielen Hilfestellungen kann der Alltag Erleichterung erfahren. Im Blogbeitrag „Tipps für Eltern mit besonderen Kindern” finden Sie nützlich Alltagstipps.
Weitere Faktoren, die häufig übersehen werden, sind Entspannungstools wie Meditation und Atemtraining (ja, auch schon für Kinder). Eine auf die Atem, das innere Erleben und den Kontakt zu sich selbst gerichtete Bewegungsform wie Yoga kann hier eine große Unterstützung bieten.
Da betroffene Kinder (und Erwachsene) häufig von schwierigen Essgewohnheiten und Schlafstörungen geplagt werden, sind auch dies zwei Bereiche, die Ihnen mit alternativen Mitteln hilfreich zur Seite stehen. Eine gesunde, zielgerichtete Ernährung, die frei von möglichen Triggern (wie Gluten, Casein, Zusatzstoffen) ist, im Bedarfsfall unterstützt durch Nahrungsergänzungen, kann hier Wunder bewirken.
Kombiniert mit der entsprechenden Schlafhygiene und viel Zeit in der Natur, ausgiebigen Bildschirmpausen, kann mehr Ruhe in den Familienalltag einkehren.
Ihr Thomas Weidauer
(u.a aus Quellen wie: mayoclinic.org)