Wie baut man ein Haus? – Teil 2

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Wie muss man sich den Bauablauf im Groben vorstellen?

Ein freundliches Hallo an alle Bauwilligen!

In meinem letzten Beitrag habe ich umrissen, was vor Baubeginn alles zu erledigen ist. Nun widmen wir uns dem eigentlichen Bauablauf beim Bau eines Massivhauses. Wir gehen hier der Einfachheit halber von einem nicht unterkellerten Gebäude aus. In unserer Region ist es preiswerter, ein größeres Grundstück zu kaufen und ein Nebengebäude zu bauen, als einen Keller.

Vor Baubeginn gibt es bei mir immer ein Vorortgespräch mit dem Bauleiter. Auf Wunsch kann das schon vor der Übergabe des Bauantrages erfolgen. Zusammen mit den stolzen Bauherren wird besprochen, wo der Aushub abgelegt werden kann, wo Container mit Baumaterial abgestellt werden und und und.

Parallel zum Bauanlauf erfolgt das Stellen der Schnurböcke und die Feineinmessung auf den Schnurböcken. Kurz darauf rollt der erste Bagger an und schiebt den Mutterboden ab. Der Geologe, der im Vorfeld beauftragt wurde, hat eine Gründungsempfehlung für das Haus gegeben und festgelegt, bis zu welcher Tiefe die Baugrube ausgehoben werden muss, um gründungsfähigen Boden zu erreichen. Mutterboden und weiterer Aushub werden getrennt auf dem Grundstück gelagert. Bei kleinen Grundstücken muss darüber nachgedacht werden, den Aushub gleich abfahren zu lassen, da für die Lagerung oft nicht ausreichend Platz ist. 1 m³ gewachsener Boden ergibt etwas 3 m³ geschütteten Boden. Da kommt besonders bei Bungalows einiges zusammen.

Sobald die Erdarbeiten erledigt sind, geht es an die Herstellung der Bodenplatte. Hier gibt es 2 Varianten, die am häufigsten verwendet werden. Das sind die konstruktive und die freitragende Bodenplatte. Bei der konstruktiven Bodenplatte werden zumindest im Bereich der Außenmauern Gräben ausgehoben, die später mit Beton gefüllt werden (der sogenannten Frostschürze). Darauf lastet dann die Bodenplatte mit dem Haus.

So, die Bodenplatte ist fertig. Bei unserem privaten Haus konnten wir bereits nach 2 Stunden auf unserer Bodenplatte laufen. Im Sommer macht es durchaus Sinn, die Bodenplatte während der Abbindezeit mit Wasser zu benetzen. Der Beton benötigt das Wasser zum Abbinden.
Nachdem die Bodenplatte fertig ist, erfolgt das Anlegen der Ecken des Rohbaus und das Aufmauern des Erdgeschosses. Je nach dem, ob es sich um einen Bungalow oder ein Haus mit Dach- oder Obergeschoss handelt, wird darauf eine Betondecke gegossen oder ein abschließender Ringanker erstellt. Auf den Ringanker kommt beim Bungalow dann direkt die Dachkonstruktion (meist Brettbinder) und das Richtfest kann stattfinden. Bei Stadtvillen beispielsweise wird auf die EG-Decke noch das Obergeschoss gestellt und der Dachstuhl erst dann auf den Ringanker gesetzt. Nun wird auch hier das Richtfest gefeiert.

In Griechenland feiert man übrigens kein Richtfest, sondern die Fertigstellung der Bodenplatte. Das kommt daher, dass es in Griechenland oft Erdbeben gibt und die Gründung des Hauses einen höheren Stellenwert hat, als der Schutz vor Schnee und Regen.

Nachdem der Zimmermann den Dachstuhl gestellt hat, kann der Dachdecker sein Werk verrichten. Ziel sollte es besonders in den regenreichen Monaten sein, die Gebäudehülle dicht zu bekommen, damit der Innenausbau ggf. über Winter erfolgen kann. Dazu zählt auch der Einbau der Fenster/ Terrassentüren, der Haustür und ggf. der Nebeneingangstür.

Nun erfolgt die Rohinstallation durch den Elektriker. Der Elektriker schlitzt Kabelkanäle, setzt Löcher für Schalter und Steckdosen und zieht unendlich viele Kabel ein.

Durch das Gewerk Heizung/Sanitär kann nun die Rohinstallation erfolgen.

Ist das alles soweit fertig, kommt der Putzer und putzt die Innenwände. In den meisten Fällen wird Gipsputz verwendet. Der ist jedoch nicht ohne weiteres für Nassräume geeignet. Ein Zementputz ist gerade für Bäder eine gute Alternative. Wenn der Putz fertig ist, wird je nach Haushersteller Dämmung auf der Bodenplatte ausgelegt und die Fußbodenheizung darauf befestigt, bevor der Estrich eingebracht wird. Das Haus nimmt immer mehr Gestalt an. Mit dem Innenputz und dem Estrich wird relativ viel Wasser in das Gebäude gebracht. Ich habe bei unserem Haus Bautrockner gemietet. Diese unterstützen den Trocknungsprozess des Innenputzes und des Estrichs enorm. Es ist jedoch auch möglich, durch Fensterlüftung (besonders im Winter) die Trocknung zu organisieren.

Im nächsten Schritt wird der Trockenbau in Angriff genommen. Es werden die notwendigen Verkleidungen für die Entlüftung der Toiletten, für Fallrohre aus dem OG bzw. Dachgeschoss, die Vorwandelemente im Bad/ WC hergestellt und die Decken zu den Dachräumen verkleidet.
Nun kann der Fliesenleger sein Werk verrichten. Sobald der Fliesenleger fertig ist, erfolgt die Endinstallation durch den Elektriker (z.B. Schalter und Steckdosen) und das Gewerk Heizung/ Sanitär (z.B. Waschbecken/ Toiletten, Wasserhähne). Die Badewanne und die Duschelemente werden montiert, bevor der Fliesenleger beginnt.

Die Fassade unseres Hauses beispielsweise wurde parallel zu den Arbeiten am Innenputz und am Estrich begonnen.

Zu Schluss muss noch der Fußbodenbelag verlegt und die Innenwände tapeziert/ gestrichen werden. Die Außenanlagen gestalten die meisten Bauherren nach Hausübergabe.

Bitte beachten Sie! Der hier geschilderte Ablauf ist eine Variante, wie man ein Haus bauen kann. Das MUSS nicht 100%-ig so erfolgen. Manche Arbeiten überschneiden sich. Manchmal müssen Gewerke vorgezogen werden, um den Bauablauf auf anderen Baustellen sicher zu stellen.

Wie immer stehe ich für Fragen zum Thema gern zur Verfügung.

Lesen Sie im nächsten Artikel, worauf ich beim Innenausbau (Maler/Fußbodenbelag) Wert gelegt habe.

Ihr Falk Löwe

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