“Sei gut zu dir und vergib den anderen.” Buddhistische Weisheit
Ich würde es noch weiter formulieren:
“Sei gut zu dir und vergib dir und den anderen.”
Bereits im Gebet sagen wir «….Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. …»
Vergeben oder verzeihen bedeutet, einer Person nicht mehr böse zu sein, obwohl sie etwas aus UNSERER Sicht falsch gemacht hat. Das griechische Wort für „Vergebung”, bedeutet wörtlich „fortgehen lassen” — zum Beispiel, wenn jemand einen Schuldner gehen lässt, ohne die Rückzahlung einzufordern. Jemandem zu vergeben heißt also, nicht nachtragend zu sein und keine Wiedergutmachung zu fordern.
Eine Studie schottischer Forscher der Universität von St. Andrews hat herausgefunden, dass die Details eines Übergriffs / einer Verletzung eher vergessen werden, wenn diese Überschreitung verziehen worden ist.
“Es ist eine gesicherte Erkenntnis, dass wir einen positiven Nutzen für die körperliche und psychische Gesundheit daraus ziehen können, wenn wir lernen, anderen zu vergeben”, sagt Saima Noreen, Autorin der Studie. “Die Fähigkeit, aufwühlende Erinnerungen zu vergessen, kann eine wirkungsvolle Copingstrategie sein, die es vielen Menschen ermöglicht, loszulassen und mit ihrem Leben weiterzumachen.”
Aus der Perspektive der Kognitionswissenschaft, sind starke negative Emotionen gegen die Person, die uns Unrecht antat, und Gefühle der Rache und Vergeltung hervorrufen – Prozesse, die für eine Vergebung entscheidend sind. Sie können als Funktionen der exekutiven Kontrolle betrachtet werden. Und die Forschungsstudie legt nahe, dass diese exekutive Kontrolle auch an unserer Fähigkeit beteiligt ist, etwas zu vergessen, wenn wir es vergessen wollen.
Was Vergebung nicht bedeutet
- Vergebung heißt nicht, dass man das Geschehene billigt oder gutheißt.
- So tun, als wäre nichts passiert oder das Geschehene unter den Teppich kehrt.
Wem Verzeihen
- Oftmals fällt es uns schwer, uns selbst zu verzeihen, wenn wir jemanden verletzt haben. Es wird leichter, wenn wir es als erstes wiedergutmachen – das gibt unserem Inneren ein “moralisches OK”, laut Psychologieforschern der Baylor Universität.
Ich hatte einmal eine Kundin, sie wurde von ihrem Vater mehrmals missbraucht, dadurch hatte sie auch starke gesundheitliche Probleme, die von der Psyche herkam (Symptom). Als es während der Therapie um Vergebung ging, war nicht ihr Vater, auf den sie wütend war, sondern sie war über sich wütend, dass sie sich nicht mehr wehren konnte. Hier war die Arbeit sich zu verzeihen. Darum kann man in Hypnose gut den wahren Schuldigen (für das Unterbewusstsein) für die Krankheit finden und nicht den offensichtlichen. Das sind vielfach komplexe Geschehnisse, deren Auflösung aber hilft, viele Krankheiten und Leiden zu heilen. Bei vielen Therapien würde man versuchen die Taten des Vaters zu therapieren, das aber nur indirekt damit zusammenhängt und nicht das größte Problem des Kunden ist.
- Zum Verzeihen gehört die bewusste Überwindung des eigenen Grolls und Schmerzes, was in Folge die bisherigen negativen Gedanken, schlechte Gefühle und auch die damit oft einhergehenden psychosomatischen Reaktionen auslöschen kann.
Wichtig ist immer, dass Vergebung nicht nur gesagt wird (im Kopf), sondern dass dies “von Herzen” kommt. Man muss sagen können, es ist passiert, aber ich lasse Dich frei (gehe aus dem Unterbewusstsein). Einige Kunden wehren sich dagegen sehr vehement, da sind manchmal mehrere Gespräche notwendig bis sie begreifen, dass es um ihre Gesundheit geht.
Da gibt es vor allem zwei Beschreibungen, die ich immer wieder brauche
- Hass oder Wut auf jemanden, ist wie, wenn ich selbst das Gift trinke und hoffe, dass der andere daran stirbt. Die Wut schadet mir und nicht dem anderen.
- Wenn jemand ein Verbrechen verübt, dann kommt er nach Verbüßung der Strafe wieder aus dem Gefängnis. Wir aber sperren uns ein und kommen nie frei. Freikommen heißt vergeben. Aber wichtig ist, wie bereits gesagt, dass das nicht heißt, dass ich die Tat vergesse oder dass ich sie billige.
Von den Kunden, die zu mir in die Praxis kommen, geht es bei ca. 90% der Fälle in irgendeiner Art um Vergebung.
Viele ältere Leute, haben Probleme mit der Vergebung. Auch wenn sie bettlägerig oder im Rollstuhl sind, führen sie in sich immer noch einen inneren Kampf aus und sind wütend auf verschiedene Personen. Kürzlich war ich mit einer älteren Person zusammen, die ich betreue. Bevor er mich begrüßte, kamen bereits Wut und Enttäuschungen aus ihm heraus. Ich lies ihn reden, bis er sein «Pulver verschossen» hatte und dann ging ich daran ihm zu erklären, dass er all den Personen UND sich einmal vergeben soll. Wir Menschen sind auch nur ein Resultat unserer Programmierung, vor allem wenn wir das Leben lang nie an uns gearbeitet haben.
Wie kann eine solche Person auch sterben und loslassen, mit so viel Wut und Hass?
Ich sage mir immer, dass wenn ich eines Tages von dieser Welt gehe, möchte ich mit einem Lächeln gehen und wissen, dass ich mit mir und den anderen im Reinen bin. Ich will nicht im Alter noch mein ganzes Leben verarbeiten müssen. Darum sollte man mit der Vergebung möglichst früh anfangen, das heilt Geist und den Körper.
Ich hoffe ich habe auch Dich zum Denken anregen können und wenn Du Hilfe brauchst, dann kannst Du Dich jederzeit bei mir melden.
András Nagy