Gehirn in Veränderung

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Warum Sie sich entscheiden können, wie Sie dieses unglaubliche Organ nutzen wollen

Lange Zeit dachte man, dass unser Gehirn nach der Kindheit nicht mehr wächst und sich nicht mehr verändert, sobald wir einmal die grundlegenden Dinge gelernt haben. Genauso hat man lange Zeit gedacht, dass unser Gehirn auch mal eine Pause einlegt, also während unserer Schlaf- und Ruhezeiten die Stopptaste drückt und nicht aktiv ist. Beide Annahmen – so weiß man heute – sind gänzlich falsch.

Unser menschliches Gehirn ist niemals inaktiv. Selbst während wir schlafen, gehen unzählige Prozesse vor sich. Einzig die Stärke und Verortung der Aktivität unterscheidet sich. So kann man in unterschiedlichen Aktivitätsphasen des Menschen verschiedene Gehirnwellen (in Hz) messen und die aktiven Bereiches des Gehirns scheinen sich „abzuwechseln“.

Noch spannender als die unzähligen Dinge, die im Gehirn vor sich gehen, und die enorme Komplexität dieses Organs ist seine Fähigkeit zur Veränderung. Immer, wenn man etwas Neues lernt, eine zuvor unbekannte Fertigkeit in sein Repertoire aufnimmt, verändert sich buchstäblich die Physiologie des Gehirns. NEUROPLASTIZITÄT. Dieses für manche kryptisch wirkende Wort gehört zu den bahnbrechenden Entdeckungen in der Hirnforschung der letzten 70 Jahre.

„Unter neuronaler Plastizität versteht man die Eigenart von Synapsen, Nervenzellen oder auch ganzen Hirnarealen, sich zwecks Optimierung laufender Prozesse nutzungsabhängig in ihrer Anatomie und Funktion zu verändern.“ (Wikipedia)

Die kanadische Forscherin Lara Boyd beschreibt drei wesentliche Arten, wie sich unser Gehirn bei entsprechender Stimulation verändern kann: chemisch, strukturell und funktionell. Und diese Vorgänge finden regelrecht ohne Unterlass statt. Unser Gehirn wird geformt von allem, was wir machen, aber eben auch von allem, was wir nicht machen. Das Sprichwort „Übung macht den Meister“ mag zwar alt sein, hat aber an Wahrheitsgehalt nichts verloren. Denn für die Neuorganisation des Gehirns ist nichts wichtiger als üben, üben, üben. Das mag sich nach dem anstrengenden Teil anhören, aber es ist zugleich der mutmachende Teil. Denn dieses Üben und Reorganisieren wird nicht durch unser Alter begrenzt, Neuroplastizität kann und wird bis zu unserem Tod stattfinden. Wichtige Faktoren dafür sind Verhalten, Stimulation und Bewegung.

Warum aber erholen sich manche Menschen sehr gut von einer Hirnschädigung (wie z.B. nach einem Schlaganfall), während andere nicht wieder auf die Füße kommen? Warum lernen viele Kinder in der Schule scheinbar mühelos, während andere immer wieder scheitern? Neuroplastizität scheint bei allem Reichtum an Möglichkeiten, so das Team um Dr. Lara Boyd, etwas sehr Individuelles zu sein.

Das bedeutet im Klartext: Wollen wir etwas Neues lernen, Hirnungleichgewichte ins Lot bringen, neurologische Schwierigkeiten lindern, dann brauchen wir personalisierte Stimulation und Intervention.

Ihr Thomas Weidauer

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