Faszienarbeit in der Craniosacraltherapie

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1975 veröffentlichte der österreichische Arzt Dr. Alfred Pischinger sein “System der Grundregulation“. Er erkannte das mesenchymale Bindegewebe als das größte zusammenhängende Organ, das den gesamten Organismus durchzieht und in dem die eigentlichen internen Regulationsprozesse der einzelnen Organe ablaufen.
Faszien sind zähe Häute aus mesenchymalem Bindegewebe, die mal hauchdünn, mal einige Millimeter dick die unterschiedlichen Strukturen des Körpers umhüllen und diese gleichzeitig trennen und verbinden. Im flüssigen Milieu des Bindegewebes findet in den kleinsten Kapillaren der Venen und Arterien der Stoffaustausch zur Versorgung der Zellen und Entsorgung der Abfallprodukte statt, die hier in die Lymphe aufgenommen und abtransportiert werden.

Faszien sind durchsetzt mit zahlreichen sympathischen Nervenendigungen, über die die Faszien auf das vegetative und autonome Nervensystem wirken – dazu gehören v.a. Atmung und Verdauung, aber auch die innere Augenmuskulatur. Faszien erzeugen durch Dehnspannung Kraft und leiten diese an den Körper weiter. Je elastischer die Faszie ist, desto mehr Kraft wird erzeugt und weiter geleitet. Z.B. werden jedesmal beim Aufsetzen des Fußes die Faszien gedehnt, sobald das gesamte Körpergewicht sich auf diesen verlagert. Im Normalfall weichen dann die Ballen durch das Gewicht auseinander, das Fußgewölbe senkt sich, die Faszien werden gedehnt und speichern die durch den Vorgang entstandene Energie. Sobald das Körpergewicht anfängt sich zu verlagern, wird diese Energie frei gegeben, der Schritt beginnt und der Fuß nimmt seine ursprüngliche Form wieder ein. (Hufmechanismus!)

Dieses Prinzip der Dehnung, Energiespeicherung und Energieabgabe gilt für den ganzen Organismus. Faszien stehen in ihrer Gesamtheit alle miteinander in Verbindung und können somit lokale Spannungen oder Unbeweglichkeiten auf andere Körperpartien übertragen. Eine verkürzte oder verklebte Wadenfaszie kann also z.B. einen Zug auf den Rücken bis hin zur Schulter ausüben und dort Störungen verursachen. Solche Verklebungen der Faszien können z.B. entstehen, wenn es durch Verspannungen der Muskulatur zu einem Lymphstau kommt. Dabei wird Fibrin freigesetzt, das dann dazu führt, dass die Faszien verkleben und somit das gesamte Faszienorgan aus der Balance kommt.

Ganz besondere Aufmerksamkeit aber verdient die Tatsache, dass die Faszien mit reichlich Nervenendigungen des VNS und ANS durchsetzt sind und somit auch die Psyche große Auswirkung auf die Funktionstüchtigkeit des Fasziensystems hat. Diese bestimmen den Grundtonus der elastischen Fasern. Stress jeglicher Art führt dazu, dass die Elastinanteile in den Faszien abnehmen und durch zähes Kollagen ersetzt werden. Psychischer Stress ist neben Operationen, Schonhaltung und Bewegungsmangel eine der Hauptursachen für Verhärtungen und Verkürzungen der Faszien.

Die gute Nachricht ist: Faszien lassen sich immer auch ohne Operation manipulieren. Durch manuellen Druck lassen sich Faszien lösen und mobilisieren. Verfestigte Strukturen der Grundsubstanz können dadurch wieder verflüssigt werden. Die Nervenendigungen leiten diese Informationen weiter an das Nervensystem und es kann dadurch zu einer spontanen Tonusveränderung des Gewebes kommen.

Einige von Ihnen haben jetzt vielleicht schon die Erfahrung gemacht, dass eine Faszienbehandlung meistens äußerst schmerzhaft ist. Dies ist einem Tier so nicht zumutbar – mal abgesehen davon, dass es diese Behandlung wohl nicht freiwillig zulassen wird. Das craniosacrale System steht in einer engen Wechselbeziehung sowohl zum Nerven-, Lymph- und Gefäßsystem als auch zum Muskelsystem. Sieht man die Dura Mater auf Grund ihrer Struktur und Funktion als Faszie des Gehirns, so erkennt man, dass das Craniosacrale System allein schon über die Austrittsstellen der Spinalnerven und auch über das Os Coxys mit dem Fasziensystem verbunden ist.

Daher haben wir, unter Berücksichtigung auch der Feinstofflichkeit, mit der biodynamischen Craniosacraltherapie auch im Bereich der Faszien die Möglichkeit, Impulse zur Selbstregulierung zu geben, so dass diese Gewebestrukturen sich ohne große Schmerzentwicklung lösen und wieder zu einem “Gesunden Tonus“ ausrichten können. Der Therapeut gibt nur in den seltensten Fällen vor, wie die Korrektur zu geschehen hat. Meistens werden durch äußerst sanfte Impulse nur die Hindernisse im System aus dem Weg geräumt, die zu stark für die selbst regulierenden Kräfte des Organismus sind. Die biodynamische craniosacrale Therapie ist eine sanfte aber nicht invasive und manipulative Technik. Es wird selten mehr als 5-10 g Druck angewendet, so dass nur das passieren kann, was der Körper an Veränderung zulässt.

Ihre Jahin Gehl

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